Am Pamvotida See in Ioannina

Wir erreichten unser Airbnb ein wenig abseits von der Stadt in Kato Marmara im Dunkeln und wurden dort von einem süßen schwarz-roten Kätzchen namens Vrouli begrüßt. Die Eltern von Petros wohnten nebenan und führten uns - Vrouli im Schlepptau - durch den traumhaften Garten in unser Domizil für die Nacht. Hier fühlten wir uns richtig wohl und genossen die abendliche Luft auf der kleinen Terrasse, mit Vrouli auf dem Schoß und umringt von zahlreichen Glühwürmchen, die immer wieder links und rechts von uns aufleuchteten. Am nächsten Morgen brachten uns Petros Eltern Kaffeefilter und Milch vorbei und wir staunten nicht schlecht, als wir den Garten nun bei Tageslicht sahen. Überall blühte es, die Sträucher rochen herrlich, es gab Gemüsebeete und eine steinerne Outdoor-Küche mit Feuerstelle. Außerdem konnten wir die Berge sehen und bekamen einen ersten Eindruck von der Stadt Ioannina. Gerne wären wir hier länger geblieben.

In der Hauptstadt der Region Epirus angekommen, wurden wir abermals von der Schönheit der umliegenden Natur überrascht. Der Pamvotida-See war umgeben von bewaldeten Hügeln, Feldern und beeindruckender Berglandschaft. An der Promenade reihten sich zahlreiche Tavernen und Cafés, die zum Verweilen einluden und einen tollen Blick auf die Ioannina-Insel spendeten. Auf dem Weg zur Burg von Ioannina, die als eine der ältesten byzantinischen Festungen Griechenlands gilt, flanierten wir durch die eng gewundenen Gassen der Altstadt und bewunderten die Überreste der Festungsmauer. Die Ursprünge der Burg reichen bis ins 6. Jahrhundert und Laufe der Jahre immer erweitert, insbesondere im 18. Jahrhundert, als sie unter der Herrschaft Ali Paschas zu einem prachtvollen Palast ausgebaut wurde. Heute sind dort einige historische Museen untergebracht, die die Geschichte der Stadt dokumentieren, aber mich begeisterten vor allem die kleinen Eingänge zu steinernen Kammern und der darum liegenden Flora und Fauna. Wir haben sogar eine einsame kleine Schildkröte im Gras entdeckt, die im Vergleich zu uns von der Aussicht auf die Stadt weit weniger beeindruckt schien.

Mein Kaffeedurst verschlug uns anschließend wieder in die lebhafte Stadt, wo wir schnell aus der mystischen Vergangenheit hinaus in die Gegenwart katapultiert wurden. Ioannina ist das akademische Zentrum der Region und zieht Studenten aus ganz Griechenland an, dementsprechend voll war es in den Cafés um die Mittagszeit, an denen wir vorbeikamen. Wir rasteten in der Café Bar "ΦΟΥΡΝΟΣ" mit Blick auf die Festungsmauer unter einer großen Platane, die uns Schatten spendete und bestellten uns Frappés und ein Käsetoasts; das war hier in Griechenland so ein Ding. Danach spazierten wir auf der Suche nach einem versteckten Geochache am Seeufer entlang und machten uns nach erfolgreichem Fund und Eintrag im Logbuch anschließend auf den Weg zur Perama-Höhle, eine der bekanntesten Tropfsteinhöhlen der Region. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs entdeckt und offenbarte ein weit verzweigtes Netzwerk von Gängen und Kammern, das sich über eine Länge von etwa einem Kilometer erstreckt. Wir kamen rechtzeitig zur letzten Führung an, welche für Studierende (juhu!) nur 4 Euro und für Erwachsene regulär 8 Euro kostete. Nachdem wir einige Treppen erklommen und den Eingang passierten, wurden wir von Dunkelheit und einer Temperatur von 18 Grad umfangen. Unsere Führerin erläutere zunächst auf griechisch und im Anschluss auf Englisch, was wir in den nächsten 45 Minuten erwarten durften. Vom Eingang bis zum Ausgang waren etwa 25 Meter Höhenunterschied abzusehen und die Luftfeuchtigkeit konnte bis zu 100% erreichen. Wir wurden durch beleuchtete Pfade geführt und mir verschlug es den Atem - auch aufgrund der vielen Treppenaufstiege, aber vor allem wegen der spektakulären Höhlenkammern und der mystischen Atmosphäre, die auch aufgrund der Akustik aufkam, da jeder Schritt widerhallte. Die Decke war mit funkelnden Stalaktiten übersät und wir drückten uns in engen Gängen an beeindruckenden Stalagmiten vorbei. Schließlich kamen wir in die letzte Kammer, der "Bärenhöhle", in der 1956 Fossilien des ausgestorbenen Höhlenbären gefunden wurden. Der Ursus Spelaeus lebte vor etwa 100.000 Jahren und gehörte zu den größten Bären, die jemals gelebt haben. Er wog bis zu einer halben Tonne und und in aufrechter Haltung überragte er 2,5 Meter.

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Am Ende mussten wir eine unendliche Treppe erklimmen, um den Ausgang zu erreichen. Dabei hallte mein immer lauter werdender Atem so durch die Höhle, dass unsere Führerin die gesamte Gruppe anhalten ließ, damit ich wieder zu Kräften kam. Anschließend herrschte sie mich mit einem liebevollen "Slow!" an, mich am Ende der Gruppe einzureihen, sodass ich das Schlusslicht bildete.
Als ich durch den Ausgang trat, blendete mir das gleißende Sonnenlicht zunächst die Sicht, doch nach und nach erkannte ich den wunderschönen Ausblick, der sich uns bot. Unter uns lag der Pamvotida See und die historische Stadt Ioannina, welche umgeben war von fruchtbaren Feldern und bewaldeten Bergen, die sich gen Horizont erstreckten. Wir genossen diese Aussicht noch einige Minuten, um uns zu verabschieden und machten uns anschließend auf den Weg in die Berge.

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