Berat, die Stadt der tausend Fenster

Kaum waren wir über der albanischen Grenze, entdeckten wir auf der rechten Seite der Straße einen mittelgroßen Hund, der ein wenig aufgeregt schien. Wir fuhren mit Tempo 90km/h und als wir fast auf der Höhe des Hundes waren, lief er plötzlich mit einem Affenzahn und irren Blick auf unser Auto zu. Wir schrien beide und Jonas wich geistesgegenwärtig nach links aus, wodurch wir den Hund nur knapp verfehlten. Mein Herzschlag glich dem eines Kolibris und als ich in den Rückspiegel blickte, sah ich, wie der Vierbeiner uns noch ein paar Meter hinterherlief – quicklebendig und zum Spielen aufgelegt. Holla! Ich unternahm von nun an bis zu unserem Ziel keine Anstalten mehr, Jonas beim Fahren abzulösen. Wir fuhren permanent geradeaus, neben uns links und rechts weite Felder, alle drei Kilometer eine Tankstelle. Wir fuhren auf unserer Strecke nahezu permanent am Aoos Fluss entlang, dessen Quelle im Nationalpark Vikos-Aoos entsprang und in Albanien unter dem Namen Vjosë weiterfließt und schließlich ins Adriatische Meer mündet. Kurz vor seinem Aufeinandertreffen mit dem Ozean bogen wir ins Landesinnere ab, wo sich alle 500 Meter neben Tankstellen nun auch Lavazhos befanden, also Autowaschanlagen, oder Geschäfte, die auf die Autozubehör spezialisiert waren. Obwohl das albanische Volk also offenbar Wert auf ihre Fahrzeuge legte, war es damit doch recht ungestüm unterwegs, was wir insbesondere in Kreisverkehren wahrgenommen haben. Dort wurde sich reingedrängt und gehupt, um sich Vorfahrt zu verschaffen, Blinker wurden keine gesetzt. Und dann gab es natürlich noch das Problem unvorhergesehener Hunde auf der Fahrbahn. Ich beneidete Jonas um seinen Platz hinter dem Steuer nicht unbedingt.

Als wir unser Airbnb in Berat erreichten - ein schönes und sehr preiswertes Holzhaus - waren unsere Nachbarn aus dem Airbnb neben uns auch erst vor ein paar Minuten angekommen und packten gerade ihre Sachen aus dem Auto. Das Pärchen war aus Schottland angereist und wir freundeten uns schnell mit ihnen an. So fuhren wir abends gemeinsam in das Stadtviertel Mangalem, um dort auf Anraten unserer lieben Airbnb Gastgeberin Rea im Restaurant "Friendly House" traditionell albanisch zu speisen. Als wir bei Dämmerung am Ufer des Osum entlang fuhren, beleuchteten die "Tausend Fenster" der alten osmanischen Häuser die Stadt wie eine Reihe von Laternen, die in den steil ansteigenden Hängen eingebettet waren. Jedes Fenster warf ein warmes Licht, das sich im fließenden Wasser des Flusses spiegelte und den Eindruck weiterer Fenster vermittelte. Devu und ich drückten uns auf den Rücksitzen die Nasen an den Fensterscheiben platt, um möglichst viel von dieser mystischen Eleganz visuell aufzunehmen.

Wir ergatterten einen der letzten freien Tische mit Blick auf den Fluss Osum und dem gegenüberliegenden Stadtviertel Gorica. Als wir die Speisekarten aufschlugen waren wir aber irritiert: Eine Cola für 150 ALL? Vishnu klärte uns auf, dass Albanien noch seine eigene Währung habe, den Albanischen Lek. "But you can still pay with Euros here; it's accepted everywhere in this place." ergänzte Devu. 150 Lek entsprachen etwa 1,20 Euro, es war also wirklich ziemlich günstig hier, daher bestellten wir eine Vielzahl albanischer Kleinigkeiten, von denen wir alle probieren konnten. Außerdem bestellte ich mir einen albanischen Wein, der einfach köstlich schmeckte, während Jonas über sein albanisches Bier "Korça" schmunzelte. "Schmeckt wie Wasser!" meinte er. Am Ende des Abends zahlten wir umgerechnet ca. 15 Euro pro Person und nahmen noch eine prall gefüllte Doggie Bag mit in unsere Unterkunft.

nochmal_berat

Am nächsten Morgen trat ich auf unseren Balkon und wunderte mich über die brütende Hitze. Das Thermometer neben der Tür zeigte bereits 29 Grad Celsius an. Schon kam Rea mit unserem Frühstück um die Ecke, welches wir nicht auf der Terrasse zu uns nahmen, sondern im klimatisierten Holzhaus genossen. Uns stand der Sinn nach etwas Erholung von den Strapazen auf unserer Bergwanderung und so verlängerten wir unseren Aufenthalt bei Rea um eine weitere Nacht für 35 Euro. Gegen Mittag fuhren wir nochmal in das Stadtviertel Mangalem, um es uns bei Tageslicht anzuschauen, doch die albanische Sonne briet uns mittlerweile bei einer Temperatur von 32 Grad Celsius, daher (und, weil meine Leiste noch immer bei jedem Schritt schmerzte, siehe Bild!) pausierten wir bereits nach kurzer Zeit für ein günstiges zweites Frühstück bei der Coffeebar "n’Pedonale". Nebenan gab es direkt eine Apotheke, wo ich mir für 4,30 Euro ein Medikament gegen meine Blasenentzündung kaufen konnte, tatsächlich, ohne dafür ein ärztliches Rezept zu benötigen. Danach zog es uns auf die andere Seite des Flusses Osum über die Hängebrücke für Fußgänger nach Gorica, wo wir durch die ruhigeren Gassen und an versteckten Hinterhöfen vorbei schlenderten. Von hier aus konnten wir das erste Mal die Festung von Berat bestaunen, die auf einem Felsvorsprung ca. 214 Meter über dem Stadtviertel Mangalem liegt und deren Ursprünge bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück reichen. Wir liefen weiter bis zur steinernen Gorica Brücke, welche ihr Gewicht auf insgesamt sieben Bögen verteilt und mir durch den Kontrast zwischen massiver Pfeiler und filigraner Brüstungen besonders imponierte. Anschließend rasteten wir erneut für ein frühes Mittagessen auf der schattigen Sonnenterrasse des Restaurants "Ballkoni Gorices", wo wir nicht nur ein kühles Korça Bier, sondern auch die herrliche Aussicht auf die Gorica Brücke, Mangalem und die darüber liegende Festung genossen.

Am späten Nachmittag brachte uns Rea frisches Obst und selbst gebrannten Raki zu unserer Hütte, welchen Jonas sich allein zu Gemüte führte. Deshalb fuhr ich das Auto am Abend das erste Mal über die albanischen Straßen und schrie spitz auf, als mir bereits nach wenigen Metern ein Hund vors Auto lief. Ich bremste hart und wartete, bis er sich zurück zu seinen vierbeinigen Freunden auf den Bürgersteig gesellte. Sobald ich auch nur aus der Ferne einen Hund am Wegrand erblickte, brach mir der Schweiß auf der Stirn aus und ich traute mich nicht schneller als 30 Km/h zu fahren. Wir parkten vor den massiven Mauern der Festung von Berat, welche eine der wenigen noch bewohnten Burgen Europas ist. Wir durchschritten das imposante Burgtor und kamen an einigen Tavernen vorbei, die innerhalb der Burgmauern eine lebendige Atmosphäre entstehen ließen. Auf der Aussichtsplattform angekommen (aua, Leiste!) konnten wir die Stadt Berat und die umliegende Landschaft im Abendrot bestaunen. Ich war hin und weg von den majestätischen Bergen des Tomorr-Gebirges, welches sich südlich der Stadt in einer Höhe von 2.416 Metern erhebt. Der Sonnenuntergang tauchte die Berggipfel und die darum wabernden Wolken in zarte Rosatöne und verwandelte den Himmel in eine zauberhafte Kulisse, von der ich mich und meine Kamera kaum losreißen konnte. Mit wunderschönem Ausblick aßen wir in der Bar "Te Zalua" köstlich zu Abend und verabschiedeten uns von der in den Abend eintauchenden Stadt Berat.

Als wir unser Airbnb in Berat erreichten - ein schönes und sehr preiswertes Holzhaus - waren unsere Nachbarn aus dem Airbnb neben uns auch erst vor ein paar Minuten angekommen und packten gerade ihre Sachen aus dem Auto. Das Pärchen war aus Schottland angereist und wir freundeten uns schnell mit ihnen an. So fuhren wir abends gemeinsam in das Stadtviertel Mangalem, um dort auf Anraten unserer lieben Airbnb Gastgeberin Rea im Restaurant "Friendly House" traditionell albanisch zu speisen. Als wir bei Dämmerung am Ufer des Osum entlang fuhren, beleuchteten die "Tausend Fenster" der alten osmanischen Häuser die Stadt wie eine Reihe von Laternen, die in den steil ansteigenden Hängen eingebettet waren. Jedes Fenster warf ein warmes Licht, das sich im fließenden Wasser des Flusses spiegelte und den Eindruck weiterer Fenster vermittelte. Devu und ich drückten uns auf den Rücksitzen die Nasen an den Fensterscheiben platt, um möglichst viel von dieser mystischen Eleganz visuell aufzunehmen.

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