Slowenische Auszeit in Bled

Wir planten, ca. sieben Stunden bis nach Slowenien durchzufahren, da wir schon in zwei Tagen wieder zu Hause am Schreibtisch sitzen mussten. Die Fahrt gestaltete sich angenehm; Kroatiens Autobahnen sind hervorragend ausgebaut, und dank der Tunneldurchfahrten mussten wir nicht über die Berge fahren. Auf einem Rastplatz entdeckten wir zufällig einen Geocache, versteckt in den Felsen und bewacht von einer Landschnecke. Auf derselben Raststätte begegnete ich einer stattlichen Winkelspinne in einer der Toiletten, was mich dazu veranlasste, meine Angelegenheiten anderswo zu verrichten. Während Jonas am Steuer saß, nutzte ich die Zeit, um unseren nächsten Halt in Slowenien auf dem Heimweg zu planen. Die Route bot uns die Möglichkeit, entweder über Zagreb, die Hauptstadt Kroatiens, oder über Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, zu fahren. Nach dem touristischen Trubel in Dubrovnik, der uns beide überwältigt hatte, sehnten wir uns jedoch nicht nach weiterem Großstadtgewimmel. Stattdessen suchte ich nach einer ruhigeren Alternative entlang unserer Strecke. So entdeckte ich auf der Karte den Ort Bled, von dem ich bereits gelesen hatte und der mir aufgrund seines malerischen Sees wie der perfekte Rückzugsort erschien. Ich buchte uns ein Hotel, weil mir die Airbnbs zu kostspielig vorkamen und ich keine Lust hatte, die Waschräume erneut mit anderen zu teilen. Wir überquerten die Grenze in Pribanjci und fuhren durch das Binnenland Sloweniens; einer sanften, grünen Hügellandschaft. Vereinzelt kamen wir an verschlafenen Dörfern und kleineren Waldgebieten vorbei, bis wir auf die Autobahn stießen, welche uns schließlich - die Julischen Alpen zum Greifen nah - nach Bled brachte. Nachdem wir eingecheckt hatten, fuhren wir ins Stadtinnere, wo uns das märchenhafte Panorama die Sprache verschlug. Wir standen am nordöstlichen Ufer des Sees und blickten auf kleine Insel Bled mit ihrem barocken Glockenturm, welcher auf einem Kissen von sattgrünen Bäumen zu thronen schien. Im Hintergrund erhoben sich die Alpen, deren Gipfel in dichtem Nebel verhangen waren. Es war ganz ruhig, bis das die Kirchenglocken von der Insel melodisch über den See hallten. Über dem See sammelten sich Fliegenschwärme, um sich in der feuchten Luft zu paaren und es setzte ein leichter Nieselregen ein. Über dem See thronte auf einem steilen Felsen in etwa 130 Metern Höhe die älteste Burg Sloweniens (erste schriftliche Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1011) und es schien, als würde sie direkt aus dem Stein herauswachsen und über der bewaldeten Landschaft schweben. Wir aßen im "Public & Vegan Kitchen Bled" zu Abend (lecker!!) und gingen anschließend auf einen kleinen Absacker ins "Pub Bled Troha", einer rustikalen Kneipe mit Terrasse und Blick auf die Burg.

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder ins Stadtinnere zu einer traditionellen slowenischen Bäckerei namens "Pekarna Planika", die eine breite Palette handgefertigter Backwaren anbot; darunter auch die berühmte "Kremšnita" oder "Bleder Cremeschnitte" genannt. Obwohl ich nicht allzu gerne süß aß, orderte ich sie mir zum Frühstück und kämpfte alsbald mit einer mächtigen Torte aus reichhaltiger (!) Vanillecreme und Schlagsahne. Die mit Puderzucker bestreute Blätterteigschicht oben drauf erwies sich als widerstandsfähiger als gedacht, daher verzichtete ich auf eine Gabel und nahm das üppige Stück in die Hände. Beim Hineinbeißen quollen Creme und Sahne aus allen Seiten hervor und mein Gesicht war augenblicklich mit süßen, zuckrigen Spuren bedeckt. Zwei Bissen gönnte ich mir, dann war mir schlecht. Anschließend spazierten wir wieder zum See, wo wir uns auf eine Bank setzten und unter einen Regenschirm kuschelten, denn es hatte wieder zu regnen begonnen. Auf dem See waberten nun feine Nebelwolken, sowohl die Insel als auch die Burg waren komplett eingehüllt und man konnte sie nur noch schemenhaft ausmachen. Ich kam mir vor wie in einem meiner liebsten Fantasy Romane, in dem gleich ein Vampir hinter der Kiefer erschien oder ein Drache über der Burg empor stieg.

Eigentlich wollten wir heute mit dem Sessellift auf die Straža fahren, von wo man den gesamten See von Bled sowie die Burg, die Hochebene Jelovica und den Berg Stol überblicken könnte, anschließend sollte es mit der 520 Meter langen Sommerrodelbahn wieder hinabgehen, aber da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Tatsächlich waren wir beide auch ziemlich ausgelaugt von den ganzen letzten Tagen unterwegs, daher sehnten wir uns nach ein bisschen Ruhe. Stattdessen schlug Jonas also vor, den regnerischen Vormittag im Spa zu verbringen und wir besuchten die Wellness Živa im Rikli Balance Hotel. Arnold Rikli, ein Schweizer Naturheilkundler und Begründer des Kurtourismus in Bled, war überzeugt von der heilenden Kraft der Natur und entwickelte ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das auf den Elementen Wasser, Luft und Sonnenlicht basierte. Er motivierte seine Patienten zu regelmäßigen Spaziergängen - unter anderem auf die Straža - und zu Bädern in heilendem Wasser. So badeten wir also in den heißen Thermalschwimmbecken mit Blick auf den Bleder See und ich erhoffte mir endlich Linderung von den Muskelschmerzen unserer Wanderung auf den Astraka. Das Wasser in den Thermalbecken stammte aus unterirdischen Quellen Bleds und Umgebung, die durch geothermische Aktivitäten auf bis zu 40 Grad erhitzt werden und das warme Wasser aufsteigen lassen, woraufhin es zu den Thermalschwimmbecken des Wellness Živa im Rikli Balance Hotel geleitet wird. Dabei wird darauf geachtet, dass die natürlichen Temperaturen und Mineralien des Wassers erhalten bleiben. Es war herrlich entspannend nach den Strapazen der letzten 8 Tage und wir fühlten uns erfrischt und revitalisiert, nachdem wir die Wellness wieder verließen; bereit für die Weiterfahrt nach Hause.

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