Im Winter nach Kappadokien
Off-Season bei Minustemperaturen nach Kappadokien? Unbedingt! Was wir dort sahen, war mit nichts anderem dieser Welt in irgendeiner Weise vergleichbar. Wir haben nicht nur einen Batzen Geld gespart, sondern wurden mit einer zauberhaften Landschaft belohnt, fernab des hohen Touristenaufkommens während der Hauptsaison. Und keine Sorge: auch zur Off-Season starten Dutzende Heißluftballons jeden Tag!
Kapadokya'ya hos geldiniz!
Vermutlich hat sie jeder schon einmal auf Bildern gesehen: Hunderte Heißluftballons, die über skurril geformtem Tuffstein schweben. Und natürlich, nirgends möchte man lieber einmal eine Heißluftballonfahrt machen als über dieser bizarren, von intensiver vulkanischer Tätigkeit geprägten Landschaft. Und gerade im Winter sieht das glitzernde Gebirge einfach nur zauberhaft und nicht von dieser Welt aus. Diese ulkige Felsenlanschaft entstand durch die Erosion einer mächtigen Tuffschicht. So bildete sie sich zunächst durch die Ausbrüche verschiedener Vulkane und wurde dann durch Wind und Wasser im Laufe der Jahrtausende teilweise abgetragen.
Überblick
Gereist sind wir mit einer Reisegruppe von RSD zu einem unschlagbaren Preis im Februar 2022. Der Flug von Düsseldorf nach Antalya dauerte ca. 3,5 Stunden und wir hatten eine Zeitverschiebung von +2 Stunden. Ich hatte zuvor keine Ahnung, dass die Türkei so eine Hochgebirgslandschaft ist. Der höchste Berg, "Der große Ararat", ein ruhender Vulkan in Ostanatolien ist stolze 5.137 m hoch! Das Taurusgebirge, eine ca. 1.500 km lange Gebirgskette im Süden der Türkei, war bereits zu erkennen, als wir den Landeanflug begannen. Gezahlt wird in der Türkei in Euro und in Türkischer Lira, wobei eine Türkische Lira in etwa 0,063 Euro entspricht. Lass Euch nicht an den Wechselstuben am Flughafen abzocken und informiert Euch im Vorhinein immer über den aktuellen Wechselkurs. Jedoch ist ein Wechsel eigentlich nicht nötig, denn Ihr könnt vor allem in den Touristenorten überall in Euro zahlen. Zwar umgerechnet nicht unbedingt zum vergleichbaren Preis von Türkischer Lira, denn die türkischen Händler sind auch nur Geschäftsleute, aber es ist eben nicht zwingend notwendig. "Und da müssen wir übermorgen drüber, um nach Kappadokien zu kommen!" meinte unser Reiseführer Erdal, dessen Name, wie er uns im Weiteren aufklärte, in der türkischen Sprache so viel wie „eine jugendliche Person“ bedeutete. Die anderen Fahrgäste unserer Reisegruppe waren hingegen nicht mehr allzu jugendlich, wir waren mit 26 und 30 Jahren die absoluten Nesthäkchen unserer Gruppe und fühlten uns in den folgenden 7 Tagen bei jeder Aktivität, die steile Treppenauf- und abgänge beinhaltete, verpflichtet, die teils betagten, aber sehr lebenslustigen Senioren abzusichern. In Kappadokiens Nationalparks, Höhlenwohnungen und Felsenkirchen mit ihren vereisten und glatten Steintreppen also ein Fulltime-Job!
Tag 1-2: Side, Hotel Castival *****
Aber zurück zum Anfang: Die ersten zwei Nächte verbrachten wir in einem tollen Hotel an der Küste von Side. Dort sieht der Strand zur Off-Season allerdings eher bescheiden aus, da scheinbar kein Personal für die Pflege der hoteleigenen Liegeplätze eingesetzt wird. Schaut man allerdings an den kahlen Gerüsten für die Pavillons vorbei, erblickt man den wunderschönen Kontrast von blauem Meer und schneebedeckten Berggipfeln. Atemberaubend. Ganz in unserer Nähe befand sich die alte Hafenstadt Side, ein beliebtes Ziel, welches viele unserer Mitreisenden auf eigenem Fuße erkundeten. Dort warten lange Sandstrände und alte römisch-griechische Ruinen. Wieder andere unternahmen eine Bootsfahrt in der Kreisstadt Manavgat auf dem gleichnamigen Fluss und durften den großen Wasserfall Büyük şelale bestaunen. Wir aber genossen das Ambiente unseres fünf-Sterne Hotels in vollen Zügen und sonnten uns am Pool direkt neben der Hotelbar. Immer wieder linste eine Katze von irgendwo zu uns rüber und brachte dann ihre ganze Schar Jungen mit, um es sich unter den Liegen neben uns gemütlich zu machen. Katzen gab es hier tatsächlich überall und sie werden in den Hotelanlagen herzlich begrüßt. Dort dürfen sie sogar in den Speisesaal und werden nicht nur von den Gästen, sondern auch vom Personal liebevoll gefüttert.
Tag 3: Weiterfahrt nach Kappadokien, Yeni Yükseller Hotel ***
Am dritten Tag ging es dann endlich mit dem Reisebus nach Kappadokien, unser eigentlich angepeiltes Ziel. Dabei mussten wir ca. 1.800 Höhenmeter überwinden und erlebten einen Temperaturwechsel von über 21 Grad. Nach 8 Stunden Fahrt stiegen wir bei -6 Grad Celsius aus dem Reisebus und standen in einem halben Meter hohen Schnee. Die Kälte hatte ich mir schlimmer vorgestellt, aber dadurch, dass in Kappadokien durch seine Hochdrucklage ein sehr trockenes Klima herrscht, waren auch die Minustemperaturen ertragbar. Es war völlig windstill und die meiste Zeit war es sonnig und der Himmel völlig wolkenlos. Das war insofern von Vorteil, als wir dadurch am nächsten Morgen während unserer Heißluftballonfahrt eine völlig ungetrübte, klare und weite Sicht über die gesamte herrliche Landschaft genießen konnten.
Die Heißluftballonfahrt
Wir buchten die Heißluftballonfahrt einen Tag im Voraus am frühen Abend via Get-Your-Guide und erwischten dabei glücklicherweise die beiden letzten freien Plätze. In der Hochsaison solltet Ihr also definitiv früher buchen. Im Falle einer Absage der Fahrt aufgrund widriger Wetterbedingungen wird die Fahrt zunächst verschoben und das Geld bei einer vollständigen Absage innerhalb von drei Tagen erstattet. Während unseres Aufenthalts war das von uns gebuchte Angebot (siehe hier) sogar reduziert, so zahlten wir statt 180€ pro Person nur unfassbare 57€ ! (Ich lasse Euch hier kurz Zeit zum erstaunten Durchatmen.)
Abgeholt wurden wir sehr früh morgens, um zum Sonnenaufgang in der Luft zu sein. Die Abholzeit variiert demnach je nach Sommer- oder Winterzeit zwischen 4 und 6 Uhr morgens, aber dafür werdet Ihr mit einem atemberaubenden Himmelsfarbspiel belohnt. Insgesamt waren wir eine ganze Stunde in der Luft und länger hätte auch keiner bei dieser Kälte gewollt. Am Besten zieht ihr Euch mindestens zweilagig an, ohne einer Leggings unter meiner Jeans wäre ich gestorben. Mein Gesicht, Füße und Hände waren nach dem Flug völlig taub vor Kälte. Für Menschen mit Höhenangst wäre eine solche Heißluftballonfahrt vermutlich eher nichts, unter anderem, da wir zwischendurch immer mal wieder ganz nah an die Felsen flogen oder einen anderen Heißluftballon touchierten. Super für Fotos, aber da konnte einem mal kurz Angst und Bange werden! Die richtige Brace Position für den Fall eines Absturzes hatten wir aber bereits mit der gesamten aufgeregten Körbchengruppe am Boden erprobt: mit dem Gesicht zum Korbinneren hinhocken und hoffen, dass alles gut geht.
Ich glaube die Bilder sprechen für sich. Diese Fahrt war wirklich das absolute Highlight der gesamten Reise. Nach dem Flug erhielten wir eine Urkunde und ein zuckersüßes, rotes alkoholisches Getränk zum feierlichen Anstoßen mit den anderen Überlebenden und wurden anschließend wieder zu unserem Hotel gefahren, wo wir es zeitlich dann noch rechtzeitig zum Frühstücksbuffet schafften.
Das Freilichtmuseums Göreme
Das Freilichtmuseum Göreme, welches zu einer der drei UNESCO-Welterben von Kappadokien gehört und eine Klosteranlage aus dem 11. Jahrhundert einbezieht, ist unter anderem für seine zahlreichen Höhlenkirchen und wundersamen Wandmalereien bekannt. Einst war das Tal ein Zufluchtsort von Gemeinden vor den Arabern, die im 7. Jahrhundert n. Chr. einfielen. Es wurde "Göremezin" oder "Göremi" genannt, was übersetzt so viel wie "Du kannst nicht sehen" oder "Siehst du mich?" bedeutet. Der Eintrittspreis von 7€ ist für Kappadokien relativ teuer, doch in unserem Reisepaket war dieser bereits enthalten. Erdal führte uns durch die einstigen Wohnungen, welche in das leicht zu bearbeitende Gestein gegruben worden waren und beschrieb uns dabei in malerischen Worten die Höhlenstadt von damals, welche einst Christen und Muslime in Harmonie miteinander beherbergte. Die Kirchen und Kapellen sind wirlich geheimnisvoll und...dunkel. Teilweise sorgt nur ein kleiner Einstieg für ein wenig Helligkeit, daher wohl auch der Name für eine der Kirchen "Karanlik Kilise" sprich "Die dunkle Kirche".
Das Tal der Mönche
Next Stop war das Tal der Mönche, Paşabağ Vadisi in Ürgüp, ebenfalls UNESCO-Welterbe und Standort zahlreicher Erdpyramiden, sogenannter Feenkamine: bis zu 30 Meter hohe pilzförmige Felsen mit spitzen Mützen. Hier gab es keinerlei Befestigungen, man konnte sich so nah an den Rand eines Felsabhanges begeben, wie man es sich zutraute. Man bedenke, dass die Rutschgefahr aufgrund des Schnees deutlich erhöht war, was unsere betagten Mitreisenden dennoch nicht davon abhielt, ihrerseits die Beschaffenheit ihres Schuhwerks zu testen und mittels wagemutiger Manöver die besten Fotowinkel zu erhaschen, damit Enkelchen Hansi nach der Reise doch auch gute Fotos zu sehen bekam.